Rosenmontagsumzug 2020

Eine Party mit hunderttausenden Menschen auf den Straßen von Mainz. Was derzeit undenkbar scheint, war zu Beginn des Jahres 2020 Jahr noch das Natürlichste der Welt.
Ein ganzer Haufen Matrosen, etwa dreißig waren es in diesem Jahr, hatte sich am Morgen um unser Boot versammelt.
Die Stimmung in der großen WRV-Truppe war ebenso gut wie die Stimmung der Zuschauer an der Zugstrecke. Daran konnte auch der Regen nichts ändern, der pünktlich zur Abfahrt einsetzte und so einige dazu bewog, ihr Regencape überzuziehen. Dies wurde mit strafenden Blicken der einen und neidischen Blicken der anderen bedacht. Die zugegebener Maßen zwar praktischen aber nicht sehr ansehnlichen Capes mussten natürlich wieder ausgezogen werden, bevor wir in den Blick der Fernsehkameras gerieten. Dazu wurde ein kurzer Stopp am Ende der großen Langgasse genutzt. Ab diesem Zeitpunkt fiel aber auch kein Tropfen Regen mehr.
Einem großen Teil der Weisenauer Zugteilnehmer wird dieser Rosenmontag allein deswegen in besonderer Erinnerung bleiben, weil es ihr erster Rosenmontagzug im Matrosengewandt und an der Seite des WRV Bootes oder gar der einzige, an dem sie je aktiv teilgenommen haben, war. Aber auch die, die teilweise seit über zwanzig Jahren dabei sind, werden ihn in Erinnerung behalten. Verantwortlich dafür ist ein Ruck, der kurz nach der Einfahrt in die Kaiserstraße durch das Boot ging. Bis dorthin waren wir entlang der Boppstraße in sehr gemächlichem Tempo unterwegs gewesen und unser Kapitän Uli hatte uns immer wieder ermahnen müssen, weniger Kraft einzusetzen. Dann aber hieß es auf einmal „Volle Kraft voraus“ und wir legten uns dementsprechend in die Riemen. Dann ging besagter Ruck durchs Boot. Es war aber kein Ruck, der das Boot in atemberaubender Geschwindigkeit nach vorne schnellen ließ, sondern einer, der die Ruderer nach hinten kippen ließ. Die eben noch gespannte Antriebskette hing schlaff herab und an Kraftübertragung war nicht mehr zu denken. Kettenriss war die erste Vermutung und während die einen hinaus sprangen, um das Boot von außen zu schieben, sprangen andere hinein, um in Bewegung die Kette zu reparieren. Wieder andere taten einfach so, als sei alles wie immer, um winkten ins Publikum, um dieses von unseren Problemen abzulenken. Bald war aber klar, dass es nicht die Kette, sondern das Getriebe zerlegt hatte und eine Reparatur auf der Zugstrecke nicht möglich war. Die Erfahrensten im Boot fühlten sich in die Anfangsjahre der Zugteilnahme des WRV zurückversetzt, als die Antriebstechnik noch nicht ausgereift war und solche Defekte regelmäßig auftraten. In den vergangenen Jahren funktionierte aber alles einwandfrei und so war es wohl einfach mal wieder an der Zeit für einen Ausfall. Also wurde das Boot von einigen Matrosen umringt, die es den Rest der Strecke durch die Mainzer Innenstadt schoben, während die Bootsmannschaft die nun extrem leichtgängigen Riemen im Takt hin und her bewegte und einen sehr gemütlichen Zug erlebte. Welches Glück, dass dieses Malheur gerade in diesem Jahr geschah, als wir eine so große Fußtruppe dabei hatten. Dem unwissenden Zuschauer an der Zugstrecke wird wohl nicht aufgefallen sein, dass der Auszug „wir rudern werklich“, aus dem Spruch, der unser Frontschild zierte, glatt gelogen war. Dem Defekt ist es auch zu verdanken, dass es wohl zum ersten Mal dazu kam, dass das Boot zwischenzeitlich FAST nur mit Frauen besetzt war. Vor einer verpflichtenden 50% Quote muss sich der WRV also nicht fürchten.
Im Anschluss an den Zug gab es auch wieder ein Treffen im Bootshaus, das vom Besucheraufkommen ebenfalls an die guten alten Zeiten herankam. All das lässt hoffen, dass die Fastnacht im WRV weiterhin viele begeistert und noch lange Tradition bleiben wird.
Kathrin Dürsch

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